Naja, wenn Herr Flebbe im Spiegel meint, man müsse die Atmosphäre der 80er Jahre Schachtelkinos wieder einführen, damit sich die Menschen in Kinos wieder wohl fühlen, dann liegt er glaube ich, ziemlich daneben. Mir ist das eigentlich völlig wurscht, wie Kinos aussehen. Hauptsache, ich hab Platz. Hauptsache der Vollpfosten hinter mir, redet nicht die ganze Zeit. Hauptsache, er stemmt seine Füße nicht in meine Rückenlehne. Hauptsache, er frisst nicht die ganze Zeit Tacos mit einer Soße, die vermutlich in ihrem früheren Leben ein biologisches Kampfmittel der US Army war. Aber das ich nicht mehr ins Kino gehe, hat mit der wachsenden Menge an Schwachköpfen die da rumkaspern und dort mit meiner wachsenden Intoleranz was schlechtes Benehmen angeht kollidieren, nichts zu tun. Es ist schlicht und ergreifend so:

  1. Es ist zu teuer: 7,50 Euro. Manchmal auch mehr. Meine Fresse, für 20 Euro bekomme ich selbst in Berlin einigermaßen vernünftige Theaterkarten, wo echte Menschen sich einen Abend den Hals wund reden. Mit nackten Frauen! Und ich habe mindestens einen Blogeintrag (zumindest bei Besuchen der Schaubühne und/oder Volksbühne). Hey, ja, ich weiß, gleich kommt der Einwand, dass der Film eben so teuer sei, wegen der Special Effects und dem Star. Aber wegen mir muss der Star keine 20 Millionen Dollar bekommen. Wenn man nett mit ihm spricht, dann reichen vielleicht auch 10 oder 5. Vielleicht wird es am Ende dann auch im Kino was billiger.

  2. Es ist zu unfreundlich: Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ich in einem Kino das letzte Mal so freundlich behandelt wurde, dass ich mich daran erinnern würde. Ich glaube, das war 1986 oder 87, als im Metropol Kino in Bonn noch die 60jährige Dame an der Kasse arbeitete.

  3. Werbung Geht nicht mehr. Wer nach sechs Minuten "H&M" Werbung immer noch Lust auf den Film hat, der kann auch gut schlafen, wenn neben ihm einer mit dem Laubstaubsauger arbeitet. 30 Minuten Werbung vor einem Film ist einfach nicht zu ertragen.

  4. Beschimpfungen Wenn man heute in ein Kino geht, 15 Euro Eintritt gezahlt hat, vielleicht noch 3 Euro für irgendwas zu trinken aus einer Flasche, wenn man dann auch noch brav eine halbe Stunde Werbung geschaut hat, und man denkt, es ginge jetzt los, dann wird man erstmal beschimpft und verdächtigt. Weil die Verleiher sagen, dass man ein Raubkopierer ist. Ein gar böser und gemeiner Raubkopierer, weswegen das Kino von seinem Hausrecht Gebrauch machen könnte, und den Inhalt meiner Tasche sehen möchte. Ne, echt nicht. Ich geh ins Kino, nicht in einen Hochsicherheitsknast. Ich will nicht abgetastet und befummelt werden. Ich will nicht, dass meine Sachen von irgendwelchen Securityidioten durchwühlt werden. Ich will nicht das Gefühl bekommen, das ich im Grunde ein Verbrecher bin, den man nur gerade mal nicht erwischt hat.

  5. Die DVDs kommen zu schnell Darunter leiden aber nicht die Blockbuster. Filme wie "Star Wars" sollte man schon im Kino und nicht auf der Tchibo DVD Heimkinoanlage sehen, wenn einem denn so was gefällt. Aber mir fiel das neulich auf, als ich in "Broken Flowers" gehen wollte, und es mal wieder verpennt hatte. Macht nix, dachte ich, den schau ich eh lieber auf DVD, kommt ja sicher im Frühjahr und dann mit Extras und ohne, dass ich beschimpft werde.

Daraus ergibt sich dann: Wenn die Kinos billiger, freundlicher und entspannter würden, wenn man nicht dauernd beschimpft, abgetastet und schief angesehen würde dann würde ich vielleicht auch wieder häufiger ins Kino gehen. Vielleicht.