Interessant, was Mercedes da kurz andeutet.

interessant, vor allem wenn man sieht, wie der Kapitalismus im Netz (teilweise) im Zusammenhang mit user generated contentfunktioniert. Gerade Firmen, die darauf ihr Geschäftsmodell aufbauen, stehen da schnell vor einem Problem, wie man bei Flickr sieht. Bricht der Userstrom zusammen, zum Beispiel, wenn eine Firma nach Ansicht der User gegen einen moralischen Codex verstösst, kann es passieren, dass der Contentstrom versiegt und die Firma ein Problem bekommt, weil sie die gegenüber Banken und VC Gesellschaften gemachten Wachstumsprognosen nicht mehr einhalten kann. Ein weiteres Beispiel ist "digg.com" die ja vor ein paar Monaten wegen Zensur von Usern innerhalb von wenigen Tagen unter Druck kam. Das ist dann schon linker Neoliberalismus, frei nach dem Motto "Don't be evil". Das funktioniert aber nur im Netz und nur dann, wenn man es eine Meinungsfreiheit gibt, die weder gefiltert, noch durch Rechtsunsicherheiten (Abmahngesetze etc.) unterhöhlt wird. Bei anderen Produkten funktioniert das noch nicht. Eine schrottige Waschmaschine findet immer noch genügend Käufer, egal wie schlecht die User sie bei "ciao" oder sonstwo bewerten. Wie das dann auf lange Sicht sein wird, ist allerdings nicht klar, denn viele User suchen erst dann im Netz etwas, wenn sie selber ein Problem mit dem Produkt haben. Sony könnte das in den nächsten 12 Monaten passieren, nachdem sie mit der neuen DSC H9 nicht nur vernichtende Kritiken kassieren, sondern enttäuschte Nutzer mittlerweile auch jedes Forum, dem sie habhaft werden können, vollschreiben. Aber das ist sicher eine Ausnahme. Andere Beispiele sind die Marken, die als Globalisierungsfanatiker gelten. Vor allem bei Modeartikeln im Sportbereich. Egal, wie viele kleine Vietnamesenkinder sich die Finger blutig nähen, gekauft wird es trotzdem.

Die Idee, Kapitalismus mit einem moralischen Imperativ zu versehen, ist eine schöne Idee, funktioniert aber wohl nur in bestimmten Bereichen. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob es überhaupt jemals funktionieren kann, denn wie man abermals am Beispiel Flickr sehen kann, stehen Unternehmen, die unter Druck geraten, mittlerweile genügend technische Mittel zur Vefügung, um mittels diverser Filter Proteste ausblenden zu können. So löschte Flickr einfach die Protestbilder aus der Startseite und verbannte sie tief in den Foren. Dazu schloss man in Foren gewisse Threads, oder stellte den Account einzelner User einfach um, und schloss sie damit aus der öffentlichen Suche komplett aus.

Interessant ist die Idee eines linken Neoliberalismus aber schon, denn es wäre immerhin mal ein neuer Gegenentwurf zum grassierenden rechtslastigen und sehr konservativen Neoliberalismus, den selbst Alt-Kanzler Helmut Schmidt am liebsten sofort verbieten lassen würde. Der herrschende Turbokapitalismus funktioniert ja interessanterweise auch erst, seit der der Kommunismus/Sozialismus als Gegensystem zusammen gebrochen ist. Es wäre interessant zu sehen, wie der Neoliberalismus reagiert, wenn er wirklich von seiten eines anderen System unter Druck gerät.