Der Kollege von drüben war einen Tick schneller. Ich hab gestern nämlich auch über einem Text gebrütet, der sich mit dem Autofahren generell auseinandersetzt. Denn nicht umsonst habe ich in den letzten acht Jahren auf einen Wagen verzichtet.

Ich bin immer gerne Auto gefahren. Es ist ein hübsches Gefühl in einem Auto zu sitzen, der Nase nach zu fahren und in wenigen Stunden ist man in Frankreich, Holland oder der Schweiz. Ich kann beim Autofahren super Radio hören. Oder neue Musik. Am schönsten war es immer sonntags nachmittags in der Eifel oder dem Sauerland, da waren die Straßen meist leer und ich konnte meinen Käfer gemütlich durch die Landschaft schaukeln. Neulich besuchten das wunderschöne Mädchen und ich Ihre Eltern, die in der Walachei wohnen, oder kurz dahinter. Wie wir da mit dem Astra über die Landstraßen gefahren sind, vorbei an Wälder und Seen, habe ich mich gefragt warum ich eigentlich so lange kein Auto hatte.

Als ich allerdings an die ersten Stunden dachte, die ich neulich seit Jahren mal wieder auf der Autobahn verbracht habe, fiel es mir wieder ein. Man bekommt es richtig mit der Angst, fährt man mal nicht mit den üblichen 160 km/h, sondern reduziert das Tempo auf eher VW Käfermäßige 120 km/h. Auf den 50 Kilometern, auf denen ich das ausprobiert habe, bin ich fünf Mal angelichthupt, zweimal per Handzeichen beschimpft und einmal rechts überholt worden. Alles Irre, die da draußen rum fahren und die allerschlimmsten Irren sitzen in Lieferwagen und in Audi Kombis. Wahrscheinlich das neue Vertreterfahrzeug, und vor allem in der Kombiversion eine gern gesehene Schwanzverlängerung. Und da hat Jochen völlig recht: Was müssen das für frustrierte, dauernd Kaffeetrinkende, cholerische, gefrustete Vollidioten sein, die so fahren, die sich hinter ihrem Steuer aufregen wie kleine HB Männchen, weil sie drei Minuten lang mal nicht 200 fahren können. Wegen mir: alle den Führerschein wegnehmen. Aber hilft ja meistens auch nicht weiter. Am besten Tempolimit auf der Autobahn. 150 km/h. Reicht völlig aus. Wer schneller fährt und erwischt wird: Führerschein für drei Monate weg. Audi Kombi Fahrer für vier Monate. Und in der Stadt ist es nicht besser.

So ein Auto ist nicht nur für die Autobahn gedacht, sondern vor allem für den Alltag. Zum Katzenfutter holen, zum Beispiel. Klappt auch super. Katzenfutter kommt heil an. Ich mittlerweile auch, denn ich habe mir eine buddhistische Haltung beim Fahren zugelegt. Statt mich aufzuregen, lehne ich mich zurück und genieße die Musik, die Ruhe oder die Zeit, die ich gerade geschenkt bekommen habe. Was soll es, ich sitze bequem, ich hab Zeit, niemand bekommt ein Kind, stirbt oder macht sonst Fisimatenten, derentwegen ich im Eiltempo durch die Stadt fegen müsste. Auch der Katze ist es egal, ob sie ihre Whiskas junior mit Ente um 13:34 oder um 13:43 bekommt. Andere Menschen sehen das nicht so. Offenbar haben alle Menschen, die gerade unterwegs sind, eine Geburt oder sonstiges zu erwarten. Anders kann ich mir die Hetze in der Stadt nicht erklären. Auch schön: das nicht nur innerliche, sondern nach außen getragene triumphale Grinsen, wenn einer in einer Schlange zwei Plätze nach vorne geschafft hat. 5 Sekunden Zeitgewinn, aber Karma versaut. Wer es braucht…

Meinetwegen sollte man Autofahren in der Stadt einschränken. Statt Autos, mehr Fahrräder, die man umsonst bekommt, ein guter ÖPNV, der weniger kostet. Finanzierbar über eine Innenstadtmaut. Fertig. Zusätzlich sollte man endlich diese billigen Sammeltaxen zulassen, die ich aus Ägypten kenne. Dort fahren alle paar Sekunden kleine Busse an einem vorbei, die man anhalten kann. Man fragt den Fahrer nach dessen generellen Richtung und ob er Lust hat, einen an der und der Stelle ab zu setzen. Klapp vorzüglich, ist billig und dauert meist auch nicht länger, als wenn man mit dem Bus fährt. Und die Nerven schont es auch.

Warum hier was über einen Opel steht