Mittwoch, 19. Juli 2006

Ich bin nicht so viel mit dem Opel gefahren, sondern hab ihn nur so eingesetzt, wie ich ansonsten meinen anderen Wagen einsetzen würde. Mit Ausnahme der Fahrten ins Rheinland, die ich dem Cuore nur dann machen würde, wenn man mir sehr, sehr, sehr viel Geld dafür geben würde. (Hallo Marketing Abteilung von Daihatsu!)

Es ist kein schlechtes Auto. Die Verarbeitungsqualität ist sehr hoch, der Motor nicht schlecht, wenn auch etwas schlapp, aber er ist ein wirklich gutes Autobahn Fahrzeug mit dem man sich gerne auf langen Strecken bewegt. Die oft erwähnten, fehlenden Ablageflächen sind ärgerlich, aber bei der nächsten Renovierung des Wagens wird man bei Opel das wohl anders gestalten. Der Wagen ist bequem, für eine kleine Familie bietet er genügend Platz und er sieht auch nicht schlechter aus, als ein Golf oder Toyota. Wenn mir Opel den Wagen schenken würde, ich würde ihn nehmen. Aber kaufen?

Müsste ich mein eigenes Geld auf den Tisch legen, würde ich mich nicht für ihn erwärmen können. Nicht weil er schlecht wäre, sondern weil er so unfassbar vernünftig ist. Der Wagen ist grundsolide – aber was für eine Emotion beschreibt „grundsolide“? Er macht seine Sache gut, er ist sicher, aber man dreht sich als Besitzer nicht noch mal nach ihm um, wenn man ihn geparkt hat. Er ist durch und durch vernünftig. Was keine schlechte Eigenschaft ist. Mich aber eher abschreckt. Ein Auto frisst Geld. Egal ob Opel oder Alfa. Wenn ich den Wagen nach zwei Jahren wieder loswerden will, hat er an die Hälfte seines Wertes verloren, also im Falle des Opels so um die achttausend Euro. Das ist sehr viel Geld. Und wenn ich schon so viel Geld ausgebe, dann will ich nicht die ganze Zeit "vernünftig" denken, sondern ich will auch Spaß haben. An den Formen, vielleicht an der ein oder anderen Macke, am Sound des Motors. Irgendein emotionaler Quatsch halt. Das alles spricht der Opel nicht bei mir an. Das sage ich als Mensch, der alleine in Berlin lebt, keine Familie und keinen weiten Arbeitsweg hat. Dem es egal ist, ob er mit Auto oder dem Zug ins Rheinland fährt. Würden sich vielleicht ein oder zwei Dinge in meinem Leben ändern, dann würde ich den Opel gerne haben wollen. Aber so?

Mein Bild von einem Opel hat der Astra ein wenig revidiert. Er ist besser und bequemer als ich dachte und das Design ist, für einen Opel, nicht schlecht. Würde Renault mit so einem Design kommen, alle wären voll des Lobes. Wie dem auch sei, es war interessant diesen Wagen fast zwei Monate fahren zu können, und, wie erwähnt, wenn man ihn mir schenken würde: ich würde mich freuen.

Ein paar Worte zu der gesamten Opel Geschichte: Was mich gerade am Anfang der Aktion überrascht hat, wirklich sehr überrascht hat, waren die Blogger oder Leser, die aus dem Nichts auftauchten und ihre teils mehr als polemische Kritik über die teilnehmenden Personen geäußert haben. Das waren zum großen Teil Leute, die weder hier noch in einem der anderen Blogs vorher auch nur einmal einen Kommentar hinterlassen hatten. Mit denen man nie einen Mailaustausch, oder Messanger gesprochen hatte. Da ist man schon verwundert, wenn man plötzlich auf ziemlich niveaulose Art und Weise per Trackback beschimpft wird, als hätte man so eben vom besten Freund die Ehefrau geschwängert. Sicher, da waren ein paar Meinungsmitläufer dabei, die aus Neid oder schierer Dummheit mitbrüllten. Zumindest so lange, wie man glaubte so ein paar Leser auf sein Blog holen zu können. Aber, ich als gut erzogener Mensch, habe ich schon gefragt, was manche Menschen eigentlich glauben, wenn sie sich diese Dinge heraus nehmen. Das sie einen Menschen kennen, nur weil sie dessen Blog eine zeitlang gelesen haben?

Das gleiche Schicksal erfährt zur Zeit Lyssa, die, egal was sie macht, beschimpft wird. Zum Beispiel wegen der Aktion mit dem Interview. Natürlich kann man sagen: "Oh, warum hat sie nicht, wo sie schon mal da war, der Merkel die Pistole auf die Brust gesetzt? Krankenversicherung! Hartz IV! Irak! Israel!" Solche Reaktionen wundern mich doch sehr, und ich finde sie ehrlich gesagt selten dämlich. Ich würde gerne einen, nur einen der dummdreist schreienden Möchtegern Blogger sehen, die a) einen Termin im Kanzleramt bekommen hätten und es b) trotz aller Einschränkungen geschafft hätten, die Merkel auch ein wenig, sagen wir mal, unelegant aussehen zu lassen. Ich meine die Sache mit dem Globus: wie groß wäre das Gelächter gewesen, wenn man Bush im Oval Office neben einem Globus gefilmt hätte, und dieser hätte zu dem gesagt: "Da schau ich schon mal drauf, wenn ich nicht weiß, wie groß ein Land ist, Kongo zum Beispiel." Aber diese Art, sicher eher subtile Art, haben all die selbstfixierten Brüllaffen offenbar nicht bemerkt.

Aber das nur nebenbei, und weil es gerade passte. Mit hat die Opel Geschichte was sehr positives gebracht. Wie alle Blogschreiber, die über eine bestimmte Menge an regelmäßigen Lesern verfügen, bin auch ich irgendwann an den Punkt gekommen, an dem ich nicht mehr wusste, ob ich das Blog nun für mich, oder doch schon mehr für meine Leser führe. Die Frage: "Hab ich das jetzt geschrieben, weil ich es schreiben wollte, oder weil ich was ins Blog schreiben wollte" schwebte oft über einem Eintrag und die Frage "Kann ich das so schreiben, oder regt sich dann wieder jemand auf" auch. Weil ich ein relativ harmoniesüchtiger Mensch bin, wurden manche Momente in diesem Blog zu einer regelrechten Qual. Aber es ist ein Fehler, so zu denken. Wenn man beim Schreiben eines Blogs darüber nachdenkt, was man schreiben kann, ist man auf dem Holzweg. Im Blog, wie im richtigen Leben, zählt das eigene Gewissen. So lange ich in den Spiegel schauen kann, so lange habe ich in meinem Leben oder eben auch in meinem Blog nichts Falsches getan. Und das ist die einzige Regel, an die ich mich in meinem Leben immer gehalten habe. Deswegen bin ich so geworden, wie ich bin, deswegen kann ich so schreiben wie ich bin, und deswegen mache ich auch so weiter. Und deswegen habe ich auch neulich geschrieben, dass ich kein Blogger bin. Ich bin ich, ich bin damit mittlerweile fast 40 Jahre erfolgreich gewesen, und ich wüsste nicht, warum ich das alles wegen ein paar Schreihälsen in Frage stellen sollte.

Am Ende dieser langen Gedankenkette steht einfach, dass es mir, wie es mir immer in meinem Leben war, völlig wurscht ist, was irgendwelche Menschen, die ich nicht kenne und die sich mir nie vorgestellt haben von dem halten, was ich mache. Das ist mein Leben, mein Blog, meine Moral und mein Glück. Und den Astra fast zwei Monate umsonst zu fahren hat Spaß gemacht.

Und jedem, der Menschen deren Leben und Intentionen nicht versteht, der nicht nachvollziehen kann, warum und wieso nicht immer alles ist, wie man es gerne in seinem kleinen Leben gerne hätte, und warum sich manchmal Dinge ändern weil sie sich ändern müssen, damit überhaupt etwas passiert, dem sei dieser Text zur Lektüre nachdrücklich empfohlen Warum hier was über einen Opel steht stand

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