Samstag, 7. Januar 2006

Diese 234ste Kennedy-Mord Doku gerade in der ARD, die, natürlich, mit sensationellen neuen Erkenntnissen aufwarten wollte, war ein ziemlich zusammen gestrickter Haufen. Vor allem bestand sie fast ausschließlich aus seit etlichen Jahren bekanntem Material.

Der Umstand, dass die Kennedy-Brüder unter anderem darüber nachgedacht haben, Castro zu ermorden, ist nicht neu. Interessanterweise kommt die gesamte Idee, das Kuba hinter dem Mord an JFK stecken könnte auch nicht vom Autor und Regisseur Wilfried Huismann, sondern von dessen Co-Autor Gus Russo, der genau über das Thema 1999 im Bancroft Verlag ein ein Buch veröffentlich hat. Die Informationen zu diesem Buch sind aber sogar noch älter und stammen ganz simpel teilweise aus deklassifizierten Dokumenten wie man in einem Artikel aus dem Jahr 1995 lesen kann.

Das Oswald in Mexiko in der kubanischen Botschaft war ist auch nicht so sensationell neu, das war sogar schon in "JFK" von Oliver Stone thematisiert. Und nicht nur das. Was der Autor des Filmes leider unterschlagen hat: Oswald war auch in sowjetischen Botschaft. Dazu gibt es etliche seit 10 Jahren freigegeben Dokumente. An gleicher Stelle wird auch die Aussage des FBI Mannes Keenan entkräftet, der behauptete, es hätte keine offiziellen Ermittlungen der USA in Mexiko ergeben. Es findet sich aber die Anforderung für sowohl einen CIA Mitarbeiter als auch einen FBI Mann um weiter nachforschen zu können.

Dass der kubanische Geheimdienst davon wusste, dass Oswald in der kubanischen Botschaft war und der Dienst mit Oswald Kontakt gehabt hat, sollte wohl verständlich sein. Bedeutet aber nicht, dass er ihn "geführt" hat, oder zum Mord anstiften konnte. Was in der Doku auch von niemand behauptet wird. Nur vermutet. Der als "Kronzeuge" benannte kubanische Ex-Agent des G-2, sagt auch nur, dass er Oswald zweimal an zwei Tagen zufällig gesehen hat. So führt man wohl keinen Agenten. Der geheimnisvolle Agent, der Oswald angeblich angeworben haben soll (ein Schwarzen mit rötlichen Haaren) ist nicht auffindbar und der ehemaliger Leiter des kubanischen Geheimdienstes merkt nicht ohne Humor an, dass man einen Schwarzen mit rötlichen Haaren, der auffällt wie ein bunter Hund, wohl eher nicht für streng geheime Auslandseinsätze verwenden würde. Allerdings taucht dieser Mann in einem Dokument tatsächlich auf, wird aber als "Lateinamerikanischer Schwarzer mit roten Haaren beschrieben.

Zudem viele merkwürdige Schlussfolgerungen. Castro habe Stunden nach dem Robert Kennedy als Justizminister ein Mordkomplott gegen ihn unterzeichnet (?) hatte davon Wind bekommen, und zwar durch den Doppelagenten Cabela, der sich der CIA als Castro Mörder angeboten hatte. Das ist immerhin eine Information, die neu zu sein scheint, jedenfalls für die Öffentlichkeit. Gleichzeitig sprengt sie die ganze Doku, denn wenn Castro wusste, dass der kleine Kennedy hinter den Mordpläne steckte, warum sollte er dann JFK umbringen lassen?

Das sollte dann wie aussehen? Dreimal angesprochen, Oswald, im Umgang mit Geheimdiensten nicht unerfahren, sagt begeistert zu, die Kubaner geben ihm knapp 6500 Dollar (wofür eigentlich?) aber null geheimdienstliche Unterstützung und Oswald erschießt einfach mal so den Präsidenten? Dazu die Konsequenzen: Wenn die Amis wirklich Beweise gehabt hätten, dass Kuba hinter der Sache gesteckt hat, wäre das damals a) eine willkommene Gelegenheit gewesen und b) hätten selbst die Sowjets wohl kaum etwas unternehmen können. Die Aussage, das wäre nicht geschehen, weil Lyndon B. Johnson Angst gehabt hätte, Castro könne auch ihn ermorden wenn man ihn nicht in Ruhe lassen würde, war immerhin ein großer Lacherfolg in der Doku.

Der ganze Film war voller Widersprüche und alte Männer, die teilweise im Exil leben, sagen auch nicht immer die Wahrheit, sondern drehen manche Sachen so, wie es sie gerne in der Nachbetrachtung sehen würden. Den Wind, den die ARD um die dürre Doku gemacht hat, ist wohl darin zu begründen, dass man die Doku gerne weltweit vermarkten möchte.

Bleibt also alles weiter nebulös. Wahrscheinlich steckt hinter der ganzen Vertuschung des Kennedy Mordes mittlerweile sowieso die gesamte Medienbranche, die sich mit ihren Veröffentlichungen über das Thema eine goldene Nase verdient.

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