Ich gestehe, es ist ein Unfall. Und ich weiß auch genau, dass es nicht lange halten wird. Ich kenne niemanden, niemanden, der nicht irgendwann wieder angefangen hat. Grad neulich erst wieder. Schwuler Bekannter. Vier Jahre nicht geraucht – dann, Stress im Job und zack wieder angefangen. Und er war militanter Nichtraucher; bei ihm durfte man noch nicht mal auf dem Balkon rauchen. Er war clean, sauber, er war so weit davon weg, wie man nur als schwule Tucke mit einem militanten Rauchhass davon weg sein kann. Soweit werde ich nie sein. Gut, es nervte mich in letzter Zeit schon, das Rauchen. Es schmeckte nicht so richtig, es machte nicht wirklich Spaß. 2005, hab ich schon vor Monaten gesagt, 2005 ist es vorbei. Dann will ich nicht mehr. Auch wegen des Zwackens im linken Lungenflügel, das komischerweise immer dann auftaucht, wenn ich abends gesoffen und geraucht habe. Also viel von allem. So wie Freitag. Viel zu viel Wein, viel zu viel Rauch. Und dann hab ich Samstag einfach nicht geraucht. Keine Lust. Und Sonntag auch nicht. Und gestern dachte ich plötzlich, jetzt haste zwei Tage nicht geraucht, jetzt musste auch nicht mehr. Schwupps, ist man nicht mehr Raucher. Das war ja leicht. Und: Keine Kopfschmerzen mehr, nach der ersten Zigarette. Kein Schwindel. Keine Magenprobleme. Zu dem geht es mir auf die Nerven feststellen zu müssen, dass ich abhängig bin. Und zwar schwer. Dabei hab ich in den letzten zwei Jahren schon reduziert. Meist nur noch Abends geraucht, dann vielleicht 8 Stück. Außer wenn ich gesoffen habe. Dann 80. Gefühlt. Ich hab jetzt 20 Jahre geraucht. Halt, 18 Jahre. Ich hab zweimal für ein Jahr aufgehört und doch wieder angefangen, weil ich dachte, dass es doch so schön ist. So schön, wie in Bunels Erinnerungen.

Unmöglich zu trinken, ohne zu rauchen. Ich habe im Alter von sechzehn Jahren damit angefangen und nie wieder aufgehört. Allerdings habe ich selten mehr als zwanzig Zigaretten an einem Tag geraucht. Was ich geraucht habe? Alles. Zuerst schwarzen spanischen Tabak, seit zwanzig Jahren habe ich mich an französische Zigaretten gewöhnt, Gitanes und vor allem Celtiques, die ich über alles schätze.

Der Tabak, der wunderbar mit dem Alkohol zusammengeht – wenn der Alkohol die Königin ist, ist der Tabak der König, – ist ein angenehmer Begleiter in allen Wechselfällen des Daseins. Er ist ein Freund in guten und schlechten Augenblicken. Man steckt sich eine Zigarette an, um ein freudiges Ereignis zu feiern oder um eine Qual zu verbergen, ob man allein ist, oder in Gesellschaft.

Der Tabak ist ein Vernügen für alle Sinne, für die Augen - welch ein Anblick, wenn man unter dem Silberpapier, wie bei einer Parade, die weißen Zigaretten in Reih und Glied liegen sieht - , für die Nase, für die Fingerspitzen ...Würde man mir die Augen verbinden und eine Zigarette in den Mund stecken, würde ich mich weigern, sie zu rauchen. Ich möchte das Päckchen in meiner Tasche anfassen, es aufmachen, die Konsistenz der Zigarette zwischen zwei Fingern prüfen, das Papier auf meinen Lippen schmecken, die Flamme aufspringen sehen, mich ihr nähern und schließlich die Wärme in mir fühlen.

Ein Mann namens Dorronsoro , den ich seit meiner, Studentenzeit kannte, ein spanischer Ingenieur baskischer Herkunft, der nach Mexiko emigrierte, starb an sogenanntem Raucherkrebs. Ich besuchte ihn in Mexiko im Krankenhaus. Er hatte Schläuche überall und eine Sauerstoffmaske, die er von Zeit zu Zeit abnahm, um schnell und heimlich an einer Zigarette zu ziehen. Er rauchte bis in die letzten Stunden seines Lebens, dem Vergnügen treu, das ihn umbrachte. (Dank an Elinor fürs Finden)

Und genau so ist ja. Genauso. Ich hasse die Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung dafür, dass sie mir seit Jahrzehnten in den Ohren damit liegt, wie scheiße schädlich das Rauchen sei. Fick Dich selber, Bzga, hättest Dich lieber um die Ernährung oder das Autofahren kümmern sollen, anstatt mir meinen Spaß madig zu machen. Gleich mitficken kann sich die Tabakindustrie. 1,45 Milliarden Dollar Gewinn "Imperial Tobacco" in den letzten 12 Monaten gemacht. Und weder schafft sie es, das Rauchen als extrem gesund hin zustellen, so dass die Bgza Penner wie schwanzlose Jammerlappen aussehen, noch schaffen sie es, eine verdammte Zigarette zu entwickeln, die nicht krank macht. Sie schaffen es, dass die Dinger nach Flieder schmecken, schneller abbrennen, nicht mehr ausgehen und dass man innerhalb einer trilliardsten Sekunde abhängig ist, aber nicht, dass man wieder Spaß daran hat. Hey, belügt mich doch, ist mir doch egal. Glaub ich halt, der Lungenkrebs kommt von den vielen Kohleheizungen in Berlin, die gerade die Luft verpesten. Aber das bekommen die mit den 1,45 Milliarden Dollar auch nicht hin. Was geht denn da mit Bush? Ich meine, wenn der Kerl Massenvernichtungswaffen findet wo keine sind, da kann der doch bestimmt diese Wichte von der Bgza als linksliberales, gottloses Sozialistenpack entlarven, dass uns armen Menschen nur was einreden will. Also, Tabakindustrie, spendet an die Republikaner (an die in den USA, nicht die hier) oder verreckt in der gleichen Schlammpfütze, in der die Bgza Jungs sitzen.

So jetzt geht’s mir besser. Aber was soll ich denn jetzt machen? Pfeife rauchen?

Erstmal Musik zur Entspannung (2,8 MB, mp3)